Propaganda. Die Kunst, echte Dinge falsch zu zeigen.

Zu offensichtlich zu lügen, währe schlechte Propaganda. Gute Propaganda ist es, die Realität medial so zu verkürzen, dass der Ausschnitt der Realität dem entspricht, was im Dienste einer Sache erzählt werden soll. Ein Beispiel: Menschen zu „Nazis“ zu erklären.

„Frau vom Ordnungsamt Bitburg zeigt Hitlergruss.“

Die Sache scheint eindeutig. Schwarz gekleidet, Kurzhaarschnitt, den rechten Arm nach oben gestreckt, dazu eine grüne Mappe unter dem Arm. Macht sich hier etwa eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Bitburg mit der nationalsozialistischen Ideologie gemeint? Wenn wir das Bild sehen, könnte man fast den Eindruck gewinnen.

Die Erklärung ist eine ganz andere: Das Bild zeigt eine Frau, die möchte, dass Menschen auf einer Demonstration gegen Grundrechtseinschränkungen die „Abstände einhalten“.

Vielleicht denkt der ein oder andere jetzt „das ist ja gemein. Man kann doch Menschen nicht so darstellen“. Stimmt. Aber genau das wird gemacht. Verunglimpfung und Diffamierung Andersdenkender ist ein Werkzeug von Geheimdiensten, die im Auftrag von Staaten arbeiten. Das Ziel ist immer dasselbe: Oppositionsbewegungen in ein schlechtes Licht zu rücken. Propaganda und die Verzerrung der Realität ist dabei das repressive Mittel autoritärer Staaten.

In sozialen Medien haben Propagandisten neue Werkzeuge an die Hand bekommen. Es war noch nie so einfach für Staaten, Lügen über regierungskritische Menschen oder Regimegegner zu verbreiten. Einen geeigneten Ausschnitt, der geeignet ist, die Realität im Sinne von Staatspropaganda zu verbiegen, in sozialen Medien zu verbreiten geht ziemlich einfach. Geteilt wird Propaganda schnell. Die Vervielfältigung der Halb- und Unwahrheiten übernehmen Menschen, die sich damit die Zugehörigkeit zu ihren ideologischen Identitäten sichern.

Es kann nicht deutlich genug gesagt werden, dass wir uns gegen Propaganda immun machen müssen, um die Welt zu begreifen, wie sie ist. Medienkompetenz ist ein wichtiger Baustein dafür. Damit kann jeder Mensch anfangen und sich folgende Frage stellen: „Stimmt das denn, was über Menschen erzählt wird?“. Das ist die Ausgangsfrage, aus denen sich weitere Fragen ableiten.

Fragen sind:

  • Stimmt das, was über Menschen erzählt wird?
  • Wer hat warum ein Interesse daran, dass über Menschen bestimmte Dinge erzählt werden?
  • Wer bezahlt dafür, dass über Menschen Geschichten erzählt werden?
  • Wer könnte ein Interesse daran haben, dass über Menschen das Falsche erzählt wird?
  • Was für eine Motivation könnte es geben, Menschen in ein gewisses Licht zu rücken?
  • Welche Akteure sind es, die bereit wären, auch Lügen über Menschen zu erzählen?
  • Was könnte es für Gründe geben, Lügen über Menschen zu verbreiten?
  • Welche Herrschaftsverhältnisse sollen mit einer Verzerrung der Realität stabilisiert werden?
  • Was ist daran seltsam, wenn Dinge über Menschen erzählt werden, diese aber nicht selber zu Wort kommen?
  • Was ist daran eine Manipulation, wenn Menschen zwar zu Wort kommen dürfen, aber nur – hier wiederholt sich die Methode – Ausschnitte der Worte verwendet werden, die geeignet sind, das propagandistische Narrativ zu unterstreichen?
  • Welche Rolle spielt die Rahmensetzung (Framing), innerhalb etwas über Menschen erzählt wird?
  • usw.

Um zur wichtigsten Frage zurück zu kommen: „Stimmt das denn, was über Menschen erzählt wird?“ Wie können wir es herausbekommen?

Die Antwort auf diese Frage ist so banal, wie wirkungsvoll: Entzieht Euch der Hetze. Wenn Menschen über Menschen reden und diese in ein schlechtes Licht rücken, dann erkennt, dass diese Menschen nichts Gutes im Schilde führen. Wer propagandistisch hetzt, manipuliert auch diejenigen, die ihm folgen. Und jemand, dem es darum geht, Menschen in ein schlechtes Licht zu rücken, der kennt auch keine Skrupel, es bei seinen Unterstützern ganz genauso zu tun.

Und was das wichtigste ist: Redet nicht über Menschen, sondern mit ihnen. Fragt nach, wenn ihr etwas nicht versteht und hört zu. Sprecht, hört hin, kommuniziert.

Fakten ohne Quellenangaben

Eine Auflistung der Fakten zum Komplex „Corona-Viren“.

  • Coronaviren sind altbekannt und tauchen immer wieder auf
  • Coronaviren gehören zu den saisonalen Viren
  • Viren mutieren, insbesondere saisonale Viren
  • Viren sind Teil des Lebens, viele Viren sind dauerhaft in uns
  • Dass ein Virus in uns eindringt, nennt man „Infektion“
  • Ein Immunsystem ist dazu da, Viren zu zerlegen
  • Das Coronavirus ist – das zeigen mittlerweile zahlreiche Studien – so gefährlich wie eine Grippe
  • ein PCR-Test ist ungenau, er misst Gensequezen, auch Bruchstücke von Viren und zeigt nicht, ob Menschen immun sind
  • die verwendeten PCR-Tests sind am Ende eienr Epdidemie ungenau (man könnte auch Würfeln)
  • es gibt Kreuzreaktionen beim PCR-Test mit anderen Corona-Viren, beispielsweise des Tieres
  • Rinder werden seit Jahren gegen Corona-Viren geimpft (mit Corona-Viren)
  • ein positiver Test sagt nicht aus, dass jemand den Sars-Cov-2-Virus in sich trägt
  • selbst die Anwesenheit von Sars-Cov-2-Viren würde nichts darüber aussagen, ob Menschen erkranken
  • die meisten Menschen mit diesem Virus werden nicht krank
  • Sind Menschen krank, husten sie, um Viren oder Virenreste loszuwerden
  • Viren sind viel kleiner als Bakterien und durch einen Mundschutz nicht aufzuhalten (auf Grund der Maschengrösse)
  • Sind Menschen geschwächt (z.B. durch Baktierieninfektionen) haben sie ein schlechteres Immunsystem
  • Der psychische Zustand hat Auswirkungen auf das Immunsystem
  • In Krankenhäusern gibt es eine hohe Belastung mit Krankheitserregern (multiresitente Keime), auch in Altersheimen
  • Das Lebensalter hat eine Auswirkung auf das Immunsystem
  • um Infektionskrankheiten besser zu überstehen, ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken
  • Die Stärkung des Immunsystems geschieht auf unterschiedliche Weise (Richtige Ernährung, frische Luft, Austausch mit Umwelt und anderen Menschen, liebevoller Umgang miteinander)
  • In Krankenhäusern gibt es sogenannte multiresitente Keime
  • Manche Regionen dieser Erde haben mehr Probleme mit multiresistenten Keimen in Krankenhäusern. Beispielsweise: Italien.
  • Menschen, die geschwächt sind, können auf Grund multiresitenter Keimen sterben
  • Die Beatmung mit einem Rohr, nennt man Intubation
  • Intubation führt häufig zum Tod, es ist gefährlich zu voreilig zu intubieren
  • In New York City sind Menschen mit negativen Corona-Tests in ein spezielles Corona-Krankenhaus eingeliefert worden (und wurden dort intubiert), als Todesursache wurde Covid-19 angegeben
  • Covid-19 ist die Krankheit, der Coronavirus heisst SARS-CoV-2
  • In Krankenhäusern wurde häufig als Todesursache das Corona-Virus eingetragen, unabhängig davon, ob es sich tatsächlich um die Todesursache gehandelt hat
  • eine „Corona-Welle“ ist im Sommer vorbei, der Corona-Zeitraum ist jedes Jahr gleich
  • Impfstoffe gegen saisonale Viren haben eine geringen Erfolg auf Grund der jährlichen Mutationen
  • Der Impfstoff der 2020 gegen SARS-SoV-2 entwickelt wird, verändert den Organismus des Menschen, es handelt sich um eine genetische Veränderung
  • Die Überprüfungsverfahren auf Sicherheit wurden für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs verkürzt
  • Die Pharmaunternehmen, die für die Entwicklung zuständig sind, gehen mit den Regierungen sogenannte „public private partnerships“ ein
  • Eine solche Privat-Öffentliche Partnerschaft wurde 2017 auf dem Weltwirtschaftsforum gegründet und nennt sich CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations)
  • Einer der Hauptredner auf dem Weltwirtschaftsforum 2017 war Bill Gates. Das Thema war CEPI.
  • Im Oktober 2019 fand das sogenannte „Event 201“ statt, einer Pandemie-Simulation
  • Eingeladen zum „Event 201“ hatten das Johns Hopkins Center for Health Security, das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum) und die Bill & Melinda Gates Foundation
  • Die Bill & Melinda Gates Foundation war/ist an Impfstoffherstellern finanziell beteiligt, u.a. bei CureVac in Tübingen
  • Die Bundesregierung hat sich im Juni 2020 mit 300 Millionen Euro an CurVac beteiligt
  • die Testzahlen zu „Corona-Fällen“ werden vom Johns Hopkins Center for Health Security im Internet in einer interaktiven Grafik veröffentlicht
  • die Zahlen in Deutschland stammen vom RKI, dem Robert-Koch-Institut
  • das Robert-Koch-Institut ist ein Institut, das dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt ist
  • das RKI arbeitet eng mit dem Virologen Christus Drosten zusammen
  • Drosten ist der Erfinder eines PCR-Tests der von Epidemiologen als ungenau kritisiert wird
  • wird die Menge an Tests erhöht, dann gibt es mehr positiv Gestestete
  • wer aus mehr positiven Tests bei mehr Testungen ableitet, dass sich ein Virus ausbreitet, irrt
  • den Irrtum aus dem Anstieg an positiven Tests bei mehr Testungen eine Pandemie abzuleiten, nennt sich „Laborpandemie“
  • Experten für Epidemien sind Epidemiologen, nicht Virologen
  • Viele Epidemiologen haben davor gewarnt, politische Entscheidungen zu treffen, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren
  • Epidemiologen sind John Ioannidis von der Stanford-Universität oder Sucharit Bhakdi
  • Kein Epidemiologe ist Christus Drosten

Sprache des Nationalsozialismus

Sprache verrät, wie Menschen denken. Auffällig ist dabei, wer die Sprache des Nationalsozialismus verwendet.

„Absonderung“

Im Nationalsozialismus verstand man unter „Absonderung“ die Entfernung von Menschen aus der Volksgemeinschaft. Eine „Sonderbehandlung“ war eine Tarnbezeichnung für die Ermordung von Menschen.

Verwendet von:

Oliver Scheel, WDR, am 15. Juli 2020:

„Neben dem Hinweis auf die 14-tägige Quarantäne („Absonderung“ im Behördendeutsch) findet sich dort die Aufforderung, sich „unverzüglich“ an die zuständige Behörde zu wenden und auf die Einreise hinzuweisen.“

„Asozial“

„Die Fremdbezeichnung ‚Asoziale‘ (Kompositum aus α privativum und lat. socius ‚gemeinsam, verbunden, verbündet‘, s. a. Asozialität) im NS-Sprachgebrauch disqualifiziert Individuen oder soziale Gruppen – in der Regel aus den Unterschichten – als unfähig oder unwillig zur geforderten Einordnung in eine imaginär als ‚Kollektiv‘ konstruierte soziale Gemeinschaft. In der Zeit des Nationalsozialismus war der Begriff ‚Asoziale‘ eine übliche Sammelbezeichnung für als ‚minderwertig‘ bezeichnete Menschen aus den sozialen Unterschichten (‚Ballastexistenzen‘), die nach NS-Auffassung sozialen Randgruppen zugehörten oder schwere Leistungs- und Anpassungsdefizite aufzuweisen hätten“
(Wikipedia)

Verwendet von:

Fritz Kuhn, Oberbürgermeister von Stuttgart am 01.04.2020:

„Manch einer findet es vielleicht witzig, die Corona-Verordnung zu umgehen oder heimlich auszutricksen, aber das ist asozial und unanständig all denjenigen gegenüber, die sich an die Verbote zum Schutz der Gemeinschaft halten.“

Sebastian Leber, Reporter des Tagesspiegels am 26.06.2020 (mittlerweile geändert in „antisozial“:

„Maskenverweigerer, Ihr seid asozial“

Christoph Seidler, Spiegel-Redakteur am 06.07.2020:

„Dabei ist die Sache ganz einfach: Wer beim Einkaufen oder in der Bahn keine Maske trägt, handelt asozial.“

„Heimatfront“

„Verbreitung fand der Begriff in Deutschland aber vor allem während des Zweiten Weltkriegs. Hier war die deutsche Zivilbevölkerung durch militärische Produktion und Logistik stark beansprucht und wurde über Luftangriffe in Kampfhandlungen einbezogen, lange bevor die eigentliche Front ihre Wohngebiete erreichte. Der Begriff wurde in dieser Zeit propagandistisch genutzt, um dem deutschen Volk zu suggerieren, dass die Kooperation auch von Zivilisten für den Kriegserfolg entscheidend wäre, und um die Anstrengungen der Bevölkerung als militärisch bedeutsam darzustellen.“
(Wikipedia)

Verwendet von:

Matthias Schiermeyer, Politikredakteur, Stuttgarter Zeitung am 17.03.2020:

„Die Truppe wird jetzt an der Heimatfront gebraucht“

Kai Küstner, NDR am 23.12.2020:

„Noch nie zuvor in ihrer Geschichte war die Bundeswehr an der sogenannten ‚Heimatfront‘ so eingebunden wie in diesem Corona-Jahr: Insgesamt hat sie 20.000 Soldatinnen und Soldaten mobilisiert, um zivilen Stellen bei der Bekämpfung der Pandemie beizuspringen.“

„Querulant“

„In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Personen, die vor Behörden oder Gerichten von der NS-Ideologie abweichende Ziele erstreiten wollten, ebenfalls als „Quengler“ oder Querulanten bezeichnet und daraufhin in Schutzhaft genommen, später auch in Arbeitslager und Konzentrationslager verbracht.“
(Jew-Wiki)

Verwendet von:

Südwestpresse Ulm, 3.10.2021

Querulanten, Querdenker, Randalierer: Was mit Quarantäne-Verweigerern geschieht

„Schmarotzer“

Verwendet von:

Hamburger Abendblatt, 13.04.2020:

„Auch Betrüger und Schmarotzer wollen Coronahilfen“

„Sonderbehandlung“

„Sonderbehandlung“ (S.B.) war in der NS-Sprache eine Tarnbezeichnung für die Ermordung von Menschen.
(Wikipedia)

Verwendet von:

tz München am 12.05.2020:

„Keine ärztliche Hilfe nach Infektion? Superstar für ‚Sonderbehandlung‘ der Corona-Demonstranten.“

Verwendet von:

vienna.at am 05.08.2021:

„Juristen: Sonderbehandlung für Ungeimpfte wäre möglich“

„Volksschädling“

„Kein Impfgegner wird wie ein Staatsfeind behandelt. Er darf nur, hoffentlich bald, nicht mehr unter die Leute gehen, weil er ein gefährlicher Sozialschädling ist.“

Verwendet von:

Rainer Stinner, FDP, auf Twitter am 06.08.2021

„Zersetzung“

Zersetzung der Wehrkraft (oder Wehrkraftzersetzung) war die Bezeichnung für einen grundsätzlich mit Todesstrafe bedrohten Straftatbestand im nationalsozialistischen Deutschland, der 1938 in der Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) neu gefasst und kurz vor Kriegsbeginn am 26. August 1939 im Reichsgesetzblatt veröffentlicht wurde. Zu den aufgeführten Tatbeständen gehörten Kriegsdienstverweigerung, defätistische Äußerungen und Selbstverstümmelung.

[…]

Die weitgefassten Formulierungen im Gesetz, eine extensive Auslegung des Begriffs der ‚Öffentlichkeit‘ und die Ausrichtung am ‚gesunden Volksempfinden‘ ermöglichten zahlreiche Urteile mit drakonischen Strafen, die für viele Deutsche zum ‚Inbegriff des Terrors‘ wurden.
(Wikipedia)

Verwendet von:

Wolfram Eilenberger, Deutschlandfunk Kultur, am 13.12.2020

Verschwörungserzählungen sind gefährlich und zersetzend.“

Propaganda 06: Die Kraft der Grafiken

Auch Schaubilder eignen sich ziemlich gut, um Propaganda zu betreiben. Das wichtigste ist, Dinge in einen Zusammenhang zu stellen, in den sie eigentlich nicht gehören. Dazu ein Beispiel:

Die Zeitung Katapult mit Sitz in Greifswald veröffentlich ja gerne Zahlen in Grafiken aufbereitet. In Sozialen Medien verbreiten sie nun eine Grafik zu Intensivbetten in Deutschland. Das ist diese hier:

Keine Fotobeschreibung verfügbar.
Quelle: Katapult, facebook 18.04.2020

Darüber schreiben sie dann folgenden Text:

In Deutschland ist die Anzahl der belegten Intensivbetten in den letzten drei Tagen von 12.783 auf 16.370 gestiegen
Trotzdem gibt es derzeit mehr freie Intensivbetten als vor drei Tagen, weil auch die Gesamtzahl der gemeldeten Intensivbetten zugenommen hat: von 22.271 auf 27.974. 
Wegen COVID-19 liegen heute 117 Menschen mehr auf einer Intensivstation als vor drei Tagen. Die Gesamtzahl ist von 2.555 auf 2.672 gestiegen.
Die Corona-Sterberate ist in deutschen Krankenhäuser unter anderem auch deshalb niedriger als in anderen Ländern (wie beispielsweise Italien und USA), weil es bisher keine Überlastung des gesamten Intensivpflegesystems gegeben hat. 
Die Grafik verdeutlicht zudem, warum Länder wie Mecklenburg-Vorpommern besonders vorsichtig reagiert haben. Die Infrastruktur ist insgesamt kleiner und schnell überlastet.

Sie schreiben also nun, dass die Zahl der Intensivbetten, in denen Covid-19-Fälle liegen, gestiegen seien von 2.555 auf 2.672. Für die Zeitung ist das der Grund, warum man „vorsichtig“ reagieren müsse und schliessen ihren Text mit „schnell überlastet“.

Schauen wir genauer hin. Wir würde denn die Grafik aussehen, wenn Katapult in die Grafik auch die Intensivbetten eingezeichnet hätte, die mit Covid-19-Patienten belegt sind*? Sagen wir mal so: Anders.

Quelle: Katapult, facebook 18.04.2020 mit Ergänzungen durch uns

Die roten Balken zeigen den Anteil der Covid-19-Belegung, ausgehend der Quelle https://www.intensivregister.de/#/intensivregister. Auf diese Zahlen hat sich auch Katapult bezogen. Aber in ihrer Grafik haben sie dann die wichtigen Balken weggelassen.

*Stand 14:00, mit Abweichungen zu 9:00.


Propaganda 05: Nun auch die Tagesschau

Was ist Propaganda?

Es gibt diese Meldung aus Südkorea:

Quelle: https://www.channelnewsasia.com/

Was die Tagesschau schreibt, stimmt also.

Warum ist es dennoch Propaganda?

Die Taggesschau beabsichtigt Angst zu schüren. Es gibt 91 von 7000 Fälle in Südkorea, das sind 1,3%, bei denen festgestellt wurde, dass sie infiziert sind, obwohl sie eigentlich als genesen galten.

Die Tagesschau hätte also auch Posten können:

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/who-neuinfektionen-corona-101.html

Hat sie aber nicht, denn das ist ja nicht so dramatisch, wie die Angst zu schüren, man könnte doch nicht gegen COVID-19 immun werden.

Angst schüren bringt Klicks und Klicks bringen Geld und Einfluss.

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/who-neuinfektionen-corona-101.html

Dass die Zahlen fragwürdig sind, erfährt man, wenn man gaaaaanz weit nach unten scrollt. So weit lesen viele Menschen garnicht.

Noch weiter unten wird das Ganz wieder in Frage gestellt, diesmal durch einen grauen Kasten hervorgehoben, falls doch jemand so weit liest.

Wer also erst mal aufatmet bei der Textstelle wo der erste rote Pfeil hinweist, der wird nochmals verängstigt durch den letzten grauen Kasten, zweiter roter Pfeil

Die eigentliche Nachricht aber ist:

Es gibt keine Nachricht! Da wir nicht wissen, ob es sich nur um Messfehler handelt oder ob wundersamer Weise weltweit nur in Korea Menschen das zweite Mal erkranken…

Nimmt man die Zahl der gesundeten weltweit und die Zahl der vermeintlich Neuerkrankten, die auch auf Grund eines Messfehlers zu Stande kommen können, dann sind von weltweit 411.415 Gesundeten (Stand 12.04., 13:17) 91 wiedererkrankt, das sind dann 0,02%. Selbst wenn es also stimmen würde, betrüge aktuell die Wahrscheinlichkeit nochmals zu erkranken 0,02%.

Wo ist die gute alte Tagesschau hin?

Quellenagaben:

Die jeweiligen Quellen sind unter den Screenshots vermerkt, jeweils abgerufen am 12.04.2020, 13:17 Uhr.

Der Screenshot des Focus ist aus dieser Quelle: https://www.focus.de/gesundheit/news/aerzte-in-suedkorea-schlagen-alarm-coronavirus-neue-studie-liefert-beunruhigende-erkenntnisse-reaktivierung-moeglich_id_11870900.html

Smiley und Fake-Schriftzug: Pixabay

Propaganda 04: Die 1000 Marokkaner aus Köln schlagen wieder zu!

Text-Bild-Kombie wirkt immer.

Man kann durch die Verbindung von Text und Bild einen völlig falschen Eindruck hinterlassen. Wer liest schon das Kleingedruckte! Shame on you, Tagesspiegel!

Schlimmer noch der Focus, doch von dem sind wir ja nichts anderes gewohnt, ist es doch so etwas, wie die Bildzeitung mit mehr Farbe und mehr Lüge:

Eigentlich wollte ich keinen Blog betreiben um Fakes zu enttarnen, aber ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Texte.

Ich zeigte ja schon an anderer Stelle, welche Wirkungen man durch die Verwendung von Überschriften zusammen mit Bildern erzeugen kann. Am besten fügt man noch Links ein und beruft sich auf die New York Times. Wirds dadurch wahrer?

Der Text vom Focus unterscheidet sich deutlich von dem des Tagesspiegels. Während der Tagesspiegel nur einen Zusammenhang eher suggeriert, wobei er das Wort „jetzt“ verwendet, stellt ihn der Focus eindeutig her.

Zu den Fakten:

New York hat etwa 8,4 Millionen Einwohner. Dadurch müssten statistisch jedes Jahr etwa 120.000 Menschen sterben, also etwa 10.000 pro Monat.

Die Pandemie brach im Dezember aus. Rechnen wir also in New York ab 10. Januar bis 10. April. Aufsummiert sind es, laut Focus und Tagesspiegel, bislang 5200 Tote. Das macht pro Monat 1733 Tote.

Ok, soweit mal zu den Zahlen.

Nun zu Hart Island:

Diese Insel ist, wie der Tagesspiegel richtig schreibt, das Armengrab New Yorks. Hier werden alle begraben, deren Familien nicht existieren oder die sich kein richtiges Grab leisten können.

New York hat sehr sehr viele Obdachlose und sehr sehr viele Menschen ohne Krankenversicherung.

Nimmt man einmal an, diese vielen zusätzlichen Toten, die in dem Video/Bild offensichtlich anonym beerdigt werden (denn nachträglich kann man dabei ja nicht mehr feststellen, wer in welchem Sarg liegt), dann sind diese Särge mit 100%iger Wahrscheinlichkeit arme Menschen. Es ist ein Massengrab der Armut.

Was schreibt denn die New York Times?

„It is unclear if those recently increased burials include those who have died from the coronavirus, or if they are people who passed away before the pandemic and were being moved from morgues to create space for the newly dead.“1

Übersetzen wir das mal:

„Es ist unklar, ob zu diesen kürzlich vermehrten Bestattungen diejenigen gehören, die an dem Coronavirus gestorben sind, oder ob es sich um Menschen handelt, die vor der Pandemie verstorben sind und aus Leichenschauhäusern verlegt wurden, um Platz für die neu Verstorbenen zu schaffen.“

Englisch ist eine echt schwierige Sprache. Vielleicht mal den Google-Übersetzer verwenden????

Wie wird in den Texten manipuliert?

Zunächst einmal wird so getan, als wolle man dies in New York vertuschen. Dafür verwendet man das Wort „Drohne“. Dies soll andeuten, dass dies jemand heimlich filmte und nun etwas ans Tageslicht kommt, das die Politik verhindern möchte. Man bedient sich also Verschwörungstheorien. Dass „die da oben“ etwas verheimlichen wollen „um etwas zu verharmlosen“ oder „um uns keine Angst zu machen“, funktioniert fast immer.

Bilder, noch dazu von Särgen und dazu die Überschrift oder Bildunterschrift „Corona“ bringt zwei Dinge zueinander, die nicht zusammengehören. man schafft die Illusion, das Bild würde das aussagen, was in der Überschrift steht.

Zusätzlich zitiert man den New Yorker Bürgermeister, um das Ganze glaubhafter zu machen und erwähnt die New York Times. So zitiert der erwähnte Focus: „‚Wenn wir zwischenzeitlich die Menschen beerdigen müssen, bis die Krise überstanden ist, und danach mit jeder Familie die eigentliche Beerdigung besprechen, so haben wir hiermit die Möglichkeit, das zu tun‘, sagte New Yorker Bürgermeister Bill De Blasio.“

De Blasio spricht von „der Möglichkeit“, also von etwas, das in der Zukunft liegt. Leider habe ich das Zitat im Originalartikel, den man hier (mit kostenloser Anmeldung) finden kann, nicht gefunden.

Was man auch im Originalartikel finden kann:

An analysis by The New York Times found that during the 31 days ending April 4, deaths in New York City were more than double the normal total.“

Es sind also mehr als doppelt so viele gestorben. Das Zitat in den Fake-News-Seiten, man würde nun statt 25 in der Woche, statt bisher 25 am Tag beerdigen, soll die 5fache Todesrate ausdrücken. Also deutlich übertrieben. Ärgerlich ist vor allem, dass sie Informationen aus dem New York Times Artikel absichtlich weglassen und ihn mit Zitaten schmücken, um die Meldung dramatischer wirken zu lassen.

Weitere Fake-News-Seiten:

Quelle: https://www.stern.de/gesundheit/new-york–drohnenvideo-soll-massengraeber-von-coronavirus-opfern-zeigen-9218442.html
Quelle: https://www.bild.de/news/ausland/news-ausland/coronavirus-massen-beerdigungen-auf-new-yorker-insel-gestartet-69966206.bild.html
Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/video207182645/Corona-in-den-USA-Drohnenaufnahmen-zeigen-Massengraeber-auf-Insel-vor-New-York.html
Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/coronakrise-in-new-york-drohnenaufnahmen-zeigen-massengrab-auf-hart-island-a-40fee094-58b1-4eab-8925-9f82e0ff9c23
Quelle: https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Drohnenvideo-zeigt-Bestattung-in-Massengrab-article21707121.html
Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_87686578/corona-in-new-york-drohnenvideo-zeigt-massengrab-auf-insel-hart-island.html

Quellenangaben

The New York Times. “Number of Virus Patients in I.C.U.s Starts to Fall in New York,” April 10, 2020, sec. New York. https://www.nytimes.com/2020/04/10/nyregion/coronavirus-new-york-update.html.
Online, FOCUS. “Tausende Tote in New York: Drohnenaufnahmen zeigen Massengrab - Video.” FOCUS Online. Accessed April 12, 2020. https://www.focus.de/politik/ausland/.
Kilgannon, Corey. “As Morgues Fill, N.Y.C. to Bury Some Virus Victims in Potter’s Field.” The New York Times, April 10, 2020, sec. New York. https://www.nytimes.com/2020/04/10/nyregion/coronavirus-deaths-hart-island-burial.html.

Restliche Bildquellen: Siehe Link unter den Bildschirmfotos

Bild oben: Tagesspiegel (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/coronavirus-epidemie-in-den-usa-arbeiter-heben-massengrab-auf-new-yorker-insel-aus/25733992.html)

Fußnoten

1Corey Kilgannon, „As Morgues Fill, N.Y.C. to Bury Some Virus Victims in Potter’s Field“, The New York Times, 10. April 2020, Abschn. New York, https://www.nytimes.com/2020/04/10/nyregion/coronavirus-deaths-hart-island-burial.html.

Propaganda 03: Bescheißen mit Grafiken

Schön schwör, dö Wössenschöft

Zoomen wir mal die Grafik näher heran:

Jetzt wirds peinlich, Herr Wagner 😉

Wir sehen rötlich die Anzahl der Infizierten ohne Maßnahmen und bläulich die angenommene Anzahl der Infizierten mit Maßnahmen.

Dann sehen wir gestrichelt eine Linie, die die Auslastung des Gesundheitssystems zeigen soll.

Eine Frage, Herr Wagner: Wer muss ins Krankenhaus, wer infiziert ist, oder wer erkrankt ist?

Wer erkrankt ist, ist die richtige Antwort – vorerst. Da Junge Leute nur zu 2% erkranken, erkranken nur etwa 80% der infizierten Menschen tatsächlich an Corona.

Nimmt man nur die Erkrankten (blau), dann würde also so die Kurve aussehen.

Nun benötigen jedoch nicht alle Erkrankten ein Krankenhausbett. Von der Erkrankten benötigen maximal 20% (eher 5, aber wir rechnen mal mit 20%) ein Krankenhausbett. Bei den Restlichen verläuft es eher mild. Sie können auch einfach nur zu Hause bleiben.

Die Zahl derjenigen, die von den Infizierten tatsächlich ein Krankenhausbett benötigen würde also etwa so aussehen (grün):

Nach der Grafik von Herrn Wagner haben wir also selbst dann noch viele freie Betten, wenn wir gar keine Maßnahmen ergreifen. Wir könnten sogar noch Erkrankte aus anderen Ländern aufnehmen.

Was, das tun wir schon?

Ok, also haben wir freie Betten, aber wir sollen alle zu Hause bleiben weil wir sonst überlastet sind …

Bei so einer Logik, da muss ja so eine Grafik dabei herauskommen.

Quelle: https://www.mdr.de/wissen/corona-virus-kann-offenbar-auch-gehirn-angreifen100.html

Wusst ichs doch.

Fazit

Schaubilder sind bunt und sehen immer irgendwie logisch und wissenschaftlich aus.

Aber Schaubilder sind einfach nur Bilder. Jeder kann Striche zeichnen und sie bunt anmalen. Das beweist nichts.

Lasst euch nicht so verarschen!

Und denkt an die alte Regel aller Statistiker: Traut keiner Grafik, die ihr nicht selbst gefälscht habt!

(So nebenbei: Ich gebe übrigens auch Nachhilfe in Statistik. Falls es also mal jemand benötigt..)

Und Lieber Herr Wagner: Schon mal auf die Idee gekommen, einen Faktencheck zu machen? Hab gehört, das bringts. Da soll man selbst überprüfen können, ob der Stuss, den man verzapft, stimmt.

Bildnachweise

Bild oben: Bildschirmfoto der Anstalt, alles weitere ist als Angabe auf dem Foto selbst. Internetquelle: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-24-maerz-2020-100.html (zuletzt abgerufen: 11.04.2020)

Propaganda 02: Mit echten Bildern manipulieren

Was leider von ALLEN Medien gerne gemacht wird, ist, dass man Bilder zu Texten zeigt, die nicht zum Text gehören. Häufig erkennt man unter dem Bild (im Netz oder gedruckt) einen Hinweis, wie z.B. „getty images“ oder Ähnliches, manchmal, vor allem bei Filmen, erscheint „Archiv-Material“.

Behauptungen mit Bildern wirken immer glaubhafter, noch dazu mit nicht-manipulierten Bildern, also mit Originalaufnahmen.

Hier mal ein Beispiel, wie ein völlig gefakter Artikel aussehen könnte. Die Bilder sind alle Original-Bilder, doch durch neue Bildunterschriften und den Text erscheinen sie in einem neuen Zusammenhang.

Um den Text möglichst glaubwürdig erscheinen zu lassen, verweisen Links zu tatsächlichen Forderungen von Amnesty International.

Amnesty International:
Auch Gefangene in Folterlagern vor Corona schützen!

Berlin. Nachdem Bilder von Todesfällen im Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba veröffentlicht wurden (siehe oben), die Gefangene ohne Atemschutzmasken zeigen, gab es weltweite Proteste von Amnesty International. „Auch Gefangene in Folterlagern haben ein Recht auf einen Gesundheitsschutz“, so eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation. „Auch wenn sie als vermeintliche Terroristen inhaftiert wurden, ist ihre Schuld nicht erwiesen. Die USA muss alles in ihrer Macht stehende tun, um ihre Gesundheit zu gewährleisten.“ Amnesty International weist schon lange immer wieder auf die Situation im Gefangenenlager in Guantanamo hin.

Doch das waren nicht die einzigen Forderungen von Amnesty International. Weiterhin fordern sie eine genaue Überprüfung der Todesfälle in Guantanamo Bay. Dass diese ausschließlich auf den Corona-Virus zurückgehen, bezweifelt Amnesty International. Sie vermuten, dass grausame Foltertechniken ein Mitverursacher sein könnten. Deshalb fordern viele Aktivisten die Schließung Guantanamos und die Untersuchung der Fälle vor einem ordentlichen Gericht.

Inzwischen entschuldigte sich die US-Regierung bei Amnesty International. „Auch wir wollen nicht, dass unsere Gefangenen an einem einfachen Virus sterben“ versicherte ein Sprecher des Weißen Hauses. „Wir wollen Informationen zur Terrorbekämpfung. Wir können unsere Mitbürger nur schützen, wenn Terrorverdächtige überleben.“

Donald Trump ordnete daraufhin an, dass alle Gefangenen in Guantanamo Bay umgehend mit dem bestmöglichen Atemschutz ausgestattet werden.

Noch ein Beispiel, bei welchem der Text erstunken und erlogen ist:

Silvesternacht in Köln

Eines der besten Beispiele für Manipulation und Propaganda, war die, gegen Marokkaner in der berühmten Kölner Silvesternacht – und alle machten mit:

Doch auf den Bildern zur Silvesternacht waren keine „Nordafrikaner“ zu erkennen, dennoch wurden sie als „Beleg“ herangezogen. Oder seht ihr jemanden? Die Flagge rechts unten ist übrigens die Flagge Kurdistans.

Tatsächlich wurden in der besaglichen Nacht folgende Menschen von der Polizei überprüft, also deren Nationalität festgestellt:

Wie man leicht erkennen kann, waren es deutlich unter 1000 Marokkanern. Sie waren sogar nach den Algeriern die kleinste Gruppe. Daraufhin meldete der Spiegel:

Hasspostings

Interessant ist es, wenn man zwei Begriffe zusammenbringt, die ähnlich klingen, z.B. Koran und Corona. Dann stellt man eine Gesichtsvermummung in einen neuen Zusammenhang und erhält:

Oder hier, diesmal ein Originalbild:

Es wird gespielt mit den Worten „erschreckend“ und „Vielzahl“, doch nicht erklärt, was das sein soll. Zusätzlich sieht man Polizeitransporter im Hintergrund. Ist „Vielzahl“ 5 Straftaten, oder 100 oder 1000? Ab wann ist es erschreckend? So wird etwas behauptet, ohne es zu behaupten.

Curio: Erschreckende Migranten-Kriminalität ...

Lächerlich machen

Das macht am meisten Spaß. Man setzt eine Überschrift oder einen Slogan in einen neuen Zusammenhang. Ich mache das gerne, vertraue darauf, dass die Leserinnen und Leser den Witz darin erkennen, aber man kann es auch sehr manipulativ nutzen.

Die Neue Züricher Zeitung lobte, dass viele Menschen nun einen Atemschutz trügen, mit der Überschrift: „Der langsame Siegeszug der Gesichtsmaske ist ein Zeichen der Vernunft“. Es ist keine Gesichtsmaske, sondern ein Mundschutz. Darüber kann man sich wunderbar lustig machen:

Oder, völlig aus dem Zusammenhang gerissen: Die Forderung von Rechtsradikalen nach einem Verhüllungsverbot:

Die Texte, einschließlich der Bildunterschriften, sind in beiden Fällen Original.

Man kann es Satire nennen, man kann damit aber auch wunderbar Stimmung machen, jemanden ins Lächerliche ziehen, etc. Hier ist der Grad zwischen Witz und Propaganda schmal.

Nicht das ganze Bild zeigen

Folgende Grafik fand ich auf https://deutsche-mitte.de/sh/manipulation/

Das ist besonders bei Dokumentationen häufig ein Problem: Worauf wird die Kamera gehalten und worauf nicht. Auch im bösesten Krieg gibt es friedliche Felder.

Manipulieren mit Grafiken

Zwei Screenshots. Das wäre eigentlich ein eigenes Kapitel, aber aus aktuellem Anlass hier einmal zwei Grafiken:

Quelle: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/inland/corona-199~magnifier_pos-2.html

Und so sieht es auf der Seite der WHO aus (Stand 7.04.2020):

Quelle: https://who.sprinklr.com/

Welche Grafik wirkt dramatischer? Mit welcher kann man die aktuellen Maßnahmen besser rechtfertigen?

Propaganda 01: Wie man Propaganda betreibt

Folgende Bilder, wie auch das Titelbild (etwas überarbeitet von mir), stammen aus dem Heft 63, Sommer 2017 des Fluter, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung. das Originalheft kann hier heruntergeladen werden.

Warum wirkt Propaganda?

Menschen sind sehr sehr leichtgläubig. Sehen sie ein Bild und sagt man etwas dazu, glauben sie es meist.

Kommt man ihnen mit Wissenschaft und irgendwelchen Schaubildern, hat man schnell ihren Respekt und kann ihnen alles verkaufen. Das lässt sich u.a. auch mit dem Milgram Experiment erklären, aber nicht nur.

Menschen sind autoritätsgläubig. Sie glauben, Titel hätten etwas mit Wissen und Bildung zu tun. Hat man also den richtigen Titel, ist alles richtig, was man behauptet (aus der Sicht vieler Menschen).

Hinzu kommt – bei guter Propaganda – dass diese Behauptungen scheinbar von vielen geteilt werden (siehe Asch). Je mehr Menschen (scheinbar) einem Schwachsinn zustimmen, desto mehr wird er geglaubt.

Sobald man also die Medien kontrolliert, kann man Menschen fast alles als wahr verkaufen. Wenn es nur noch eine Meinung in den Medien gibt – z.B. die Maßnehmen bezogen auf Corona sind richtig – ist es schwierig zu widersprechen, auch, weil es schwierig ist, Gegenargumente zu finden. Nicht jeder Mensch weiß, wie man in Google sucht und wo.

Nun ein paar Regeln, frei nach „Fluter“

a: Alternativlosigkeit

Ja, das erleben wir gerade: Alternativlosigkeit. Dabei wissen wir doch alle, dass andere Länder es anders machen.

Doch: Sofort wird behauptet, sie machen es schlechter. Bei uns ist alles gut, woanders ist es schlimmer.

Dabei nimmt man immer die als Vergleich, die einen besonders gut aussehen lassen. In der Psychologie nennt man das den abwärtsgerichteten Vergleich.

b: Übertreibung

Der Coronavirus SARS-Cov-2 ist ganz schlimm und es werden ganz viele Menschen sterben, wenn wir nicht das oder das tun.

Die Möglichkeit, dass genau die gleichen Menschen sterben, wenn wir nichts tun, wird als „unwissenschaftlich“ oder mit anderen dämlichen Behauptungen zurückgewiesen. Wir wissen es aber nicht. Wir wissen nicht, wer gestorben wäre, wenn wir etwas nicht getan hätten.

Wenn ich sage: Weil ich heute nicht aus dem Haus ging, starben fünf Menschen in der Nachbarschaft nicht. Wenn also niemand starb, habe ich recht.

Und noch besser ist es, wenn man äußert, man befürchte 100.000 Tote, wenn man diese Maßnahmen nicht ergreife. Je absurder und größer, desto mehr Angst erzeugt eine Behauptung, desto eher folgt man ihr. Niemand traut sich dann mehr zu sagen: „Machen wir es anders!“, denn was ist, wenn der mensch recht hat und es 100.000 Tote gibt? Wer übernimmt dann die Verantwortung?

Also besser: Mitmachen, Verantwortung abgeben. Egal, wieviel Tote es gibt, ich bin nicht schuldig. Das funktionierte schon früher in Deutschland und bei Milgram, um nochmals darauf hinzuweisen.

c: Angst schüren – irgendetwas ist immer bedroht

Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

d: Die Scheinkorrelation:

Diese funktioniert immer: „Weil ihr alle zuhause bleibt, sterben weniger!“

Ja? Würden alte und kranke Menschen nun nicht sterben, wenn sie zuhause blieben – oder wären sie auch sonst gestorben?

Wenn man einen Zusammenhang wissenschaftlich nicht belegen kann, behauptet man ihn einfach.

Wissenschaftlich betrachtet kann man übrigens maximal 37,5% Todesfälle verhindern in einer Pandemie – interessiert aber nicht. Die Kleinigkeit lässt man weg.

Oder diese Grafik bei Lesch:

Hier wird ein Zusammenhang zwischen Maßnahmen und Sterberaten hergestellt. Es wird behauptet: Die Ausgangssperren in St. Louis hätten die Sterberaten gesenkt.

Man könnte auch sagen: In Philadelphia hats geregnet, in St. Louis schien die Sonne.

oder: In Philadelphia leben mehr Menschen pro Quadratmeter, als in St. Louis.

oder: Philadelphia hat mehr öffentliche Bäder als St. Louis.

Sagt man aber nicht, denn man möchte ja Ausgangssperren rechtfertigen.

Dabei vergisst man zu erwähnen: Sowohl Philadelphia als auch St. Louis verhängten umfassende Ausgangssperren. Würde man dieses Detail mit erwähnen, hätte man argumentative Probleme. Und: Die Anzahl der Toten ergibt sich aus den Flächeninhalten unter den Kurven, nicht aus den Spitzen. Vergisst man einfach, würde die Geschichte zerstören.

Das nennt man: Mit der Unwissenheit spielen. Wissenschaftliche Schaubilder sind vielen zu schwierig. Sie haben nie gelernt sie zu lesen. Sie freuen sich, wenn sie ihnen jemand erklärt. Und wenn man dann noch ein Wesen hat, wie aus einer Fernsehwerbung…

e: Den Gegner schlecht reden – nobody’s perfect

Es gibt einen sehr renommierten Arzt, der immer wieder warnt. Doch es ist falsch was er sagt, weil…
„Wodarg seine Thesen über „radikale Medien“ wie KenFM, Rubikon, Geolitico oder in einem Interview mit Eva Herman geäußert habe, ‚die regelmäßig mit Verschwörungstheorien, mit antidemokratischen sowie teils antisemitischen Vorurteilen arbeiten.'“ (Wikipedia)

Und auf was sich Die Anstalt stürzte: „1982/83 war Wodarg der Vorgesetzte des Hochstaplers Gert Postel, der sich als Psychiater ausgab und eine Stelle als stellvertretender Amtsarzt erhielt, diese aber nach wenigen Monaten wieder kündigte“

Wenn man die Argumente schon nicht aushebeln kann, dann findet man etwas anderes. Jeder Mensch hat eine Vergangenheit, jeder sprach vielleicht einmal mit dem Falschen oder traf einmal eine falsche Entscheidung. Irgendetwas lässt sich immer gegen jemanden verwenden, wenn man keine stichhaltigen Argumente findet.

Oderv man erfindet welche: Die Welt schreibt zu Wodarg: „Diese Behauptungen widersprechen den Erkenntnissen von Forschern weltweit.“

Nun wissen wir – hoffentlich ihr auch – dass es keine Forschungen gibt. Gerade das wird ja allgemein bemängelt, wie hier zum Beispiel. Also behauptet man einfach, es gäbe welche, nennt sie aber nicht, wie z.B. „Die Welt“. Diese Forschungen würden wir alle gerne kennen.

Wie auch immer: Irgendwas bleibt immer hängen und die Person wird unglaubwürdig.

f: Irgendwas bleibt immer haften

Schlussbetrachtung

Schaut genau hin. Glaubt nur den Untersuchungen, die ihr selbst gefälscht habt.

Es hilft nichts: Wir müssen unser Gehirn einschalten und mitdenken. Und wenn wir etwas nicht verstehen: Ignorieren oder so lange sich damit beschäftigen, bis man es versteht. Nicht alles glauben, tut ihr doch sonst auch nicht.

Es gibt interessante Untersuchungen zur Wahrnehmung von reellen Gefahren. Je weniger Menschen von Massenmedien beeinflusst werden, desto realistischer schätzen sie es ein. Medien wollen meist nur, dass man sie kauft oder anklickt – und das geht nur, wenn man Sensationen bringt, Ängste schürt, etc. Niemand zahlt für Realität. Deshalb werden uns auch immer nur Ausnahmesituationen gezeigt, oder Ereignisse, die künstlich hochgespielt werden.

Alles muss gefährlich sein, sensationell – doch in Wirklichkeit ist das Leben recht unspannend. Nur will das niemand sehen, hören oder lesen.

Literaturangaben

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), ed. “Propaganda,” Fluter, 43, no. Sommer 2017 (2017). https://www.fluter.de/sites/default/files/magazines/pdf/fluter_heft_63_propaganda.pdf.
WELT. “Corona-Experte Christian Drosten Zerlegt Aussagen von Wodarg.” DIE WELT, March 19, 2020. https://www.welt.de/vermischtes/article206651673/Corona-Experte-Christian-Drosten-zerlegt-Aussagen-von-Wodarg.html.
“Pandemie H1N1 2009/10.” In Wikipedia, April 4, 2020. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pandemie_H1N1_2009/10&oldid=198471447.
“Wolfgang Wodarg.” In Wikipedia, April 2, 2020. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wolfgang_Wodarg&oldid=198402257.

Die Wahrheit über Philadelphia und St. Louis

Okay, „die Wahrheit“ an sich gibt es nicht. Man möge mir diesen Ausdruck verzeihen. Doch im Gegensatz zu den Behauptungen von Lesch und Der Anstalt ist das Folgende so etwas, wie die Wahrheit, denn die offizielle Geschichte bei Lesch & Co. ist völliger Blödsinn.

Die folgenden Informationen kann man in Wikipedia (englisch) nachlesen und in den zitierten Untersuchungen, was auch Lesch und „Die Anstalt“ hätten tun können. Es ist kein Geheimwissen, aber recherchieren ist mühsam und selbst als die Verkünder der Wahrheit und Wissenschaft dazustehen… naja. Man kann auch sagen, sie haben sich selbst einen Heiligenschein aufgesetzt und dadurch gezeigt, dass im Hirn nur Corona ist.

Die Grafik von Lesch und dem ZDF

Die Grafik von Lesch stammt aus folgender Veröffentlichung:

Hatchett, Richard J., Carter E. Mecher, und Marc Lipsitch. 2007. „Public Health Interventions and Epidemic Intensity during the 1918 Influenza Pandemic“. Proceedings of the National Academy of Sciences 104 (18): 7582–87. https://doi.org/10.1073/pnas.0610941104.

Und sieht dort so aus (siehe rechts):

Wichtig: Die FLÄCHE unter den Grafiken ergibt die Anzahl der Toten. Die Peaks sehen also schlimm aus, doch muss man die Flächen beachten! (Diese Bemerkung nur, weil nicht jeder Mensch eine Grafik richtig lesen kann.)

Zunächst einmal: Die Spanische Grippe ging offiziell „from January 1918 to December 1920“1. Die obige Grafik gibt jedoch nur 1918 wieder. 1919 und 1920 fehlen. Wichtig wäre jedoch zu wissen, wie es danach weiterging (da ja die gesamte Fläche unter den Kurven die Toten angibt).

So schreiben auch die Autoren der Studie bereits im Abstract:

„Diese Ergebnisse stützen die Hypothese, dass eine schnelle Implementierung mehrerer NPIs [Interventionen ohne pharmazeutische Hilfe] die Influenzaübertragung signifikant reduzieren kann, dass sich die Virusausbreitung jedoch nach einer Lockerung solcher Maßnahmen erneuert“23

Wenn mehr Menschen infiziert werden, sollte man annehmen, dass dadurch bei einer zweiten Welle weniger Menschen neu infiziert werden und sterben und anders herum. Es wäre also wichtig gewesen, die Untersuchung über die vollen zwei Jahre durchzuführen um dieses Argument zu entkräften.

Weiter hinten (S. 7586) schreiben sie:

„The implications of our analysis should be interpreted with care.“

Man sollte die Ergenisse also mit Vorsicht genießen, weil es möglich ist „dass unser Quellmaterial nicht die gesamte Bandbreite der verwendeten Interventionen erfasst oder den tatsächlichen Zeitpunkt der Implementierung der von ihm identifizierten Interventionen widerspiegelt.“4

Es gab keine oder nicht genügend offizielle Daten zu dieser Pandemie in vielen Städten, weshalb die Autoren sie aus verschiedenen Quellen zusammentrugen (research inperiod newspapers, public health reports, or municipal records;from consultations with current public health officials in the studycities; or from well documented secondary sources.), die nicht unbedingt wissenschaftlichen Anforderungen genügen.

Nicht berücksichtigt wurden in der Studie z.B. die sozialen Situationen der einzelnen Städte, wie die Einkommens- und Beschäftigungsverhältnisse, die Bevölkerungsdichte, etc. Gerade bei den Einkommensverhältnissen wäre es wichtig, wie viele Menschen sich einen Arzt leisten konnten und so nebenbei: Wie viele Ärzte, Krankenhausbetten, etc. gab es pro 1000 Einwohner?

Wir können, wenn wir so viele Daten, die eine Rolle bei einer Sterberate spielen, nicht mehr von gesicherten wissenschaftlichen Ergebnissen wissen.

Die Autoren wussten das, weshalb sie ja auch schrieben: „The implications of our analysis should be interpreted with care.“

Die zweite Untersuchung

Interessant ist noch eine zweite Untersuchung5, die sie unterschlagen haben. Hier finden wir folgendes Bild:

Diese zweite Untersuchung, ein paar Monate später, mit Hilfe derselben Daten kam u.a. zu dem Schluss, dass bei einer zu starken Intervention (hier „too effective“) es tatsächlich einen zweiten Peak gibt und somit mehr Menschen sterben, als bei der optimalen, gemäßigten Intervention.

Dies würde bedeuten, wenn sie recht hätten (und Lesch und Co stützen sich ja auf diese Daten), dass bei zu starken Kontaktverboten, zu starken Eingriffen in das öffentliche Leben, mehr Menschen sterben, als bei einem moderaten Eingreifen.

Wer Informationen absichtlich verschweigt, betreibt Fake-Wissenschaft und Propaganda.

Allerdings sind die obigen Kurven nur Rechenmodelle. Genauso richtig oder falsch, wie die Grafik weiter oben.

Es gibt so viele gesellschaftliche Faktoren, wie das soziale Leben, die Bedeutung der Wirtschaft, die Anzahl der Ärzte, der Krankenhausbetten, der Hygiene-Zustand, die Vorerkrankungen, die man mit berücksichtigen müsste, um vernünftige Aussagen zu treffen. Doch all diese Faktoren fehlen, da sie nicht bekannt waren.

Das Problem sind ja auch die Folgetode in den nächsten Jahren, die Folgen für die Wirtschaft, für das Gesundheitssystem, die Steuereinnahmen (und somit für das Gesundheitssystem) usw. für die Folgejahre. Man müsste solch ein starkes Eingreifen und seine Folgen über 10 Jahre untersuchen, um die Folgen wirklich vergleichen zu können. Sich nur einen kurzen Peak heraus zu suchen, hilft nicht und bringt keine besondere Erkenntnis, sorgt aber für eine beeindruckende Spitze – die zwar nichts aussagt, aber für propagandistische Zwecke prima ausschlachtbar ist.

Eine weitere unterschlagene Grafik

Diese Grafik zeigt, wie effektiv verschiedene Maßnahmen waren. Schwarz: frühes Eingreifen, grau: späteres eingreifen. Wobei man früh und spät verschieden interpretieren kann6, worum es jetzt jedoch nicht gehen soll.

Was die Grafik zeigt: Mehrere Maßnahmen (5+ measures) brachten keinen höheren Erfolg, als wenn man z. B. nur öffentliche Versammlungen verbot (public gatherings banned), oder nur die Schulen geschlossen hätte (schools closed).

Die vielen Maßnahmen, die wir gerade haben, bringen also nichts.

Im Gegenteil sogar.

Schaut man sich nochmals die farbige Grafik weiter oben an, so erzeugen sehr strenge Maßnahmen einen hohen zweiten Peak und dadurch mehr Tote, als weniger strenge Maßnahmen.

Es wäre also dringend geboten, würden Lesch und die Anstalt wirklich die Inhalte der Untersuchungen, die sie zitieren verbreiten, zu raten, die Maßnahmen zu lockern und lediglich Versammlungen einzuschränken.

Die Parade in Philadelphia

Bereits drei Tage nach der Parade in Philadelphia gab es 2600 zusätzliche Tode.

Warum diese Parade in Philadelphia?

Man vermutete eine eher „normale“ Grippe und die Fallzahlen waren bereits rückläufig:

„For the next week, the city’s epidemic appeared to have stalled. Under the headline, “Epidemic Slows Up, Deaths Increase,” the Philadelphia Inquirer informed readers that the commander of the Fourth Naval Reserve District, the epicenter of the outbreak, was confident that the crest had been passed.“7

Und daraufhin lies man die Parade zu.

Doch als die Zahl der Todesfälle derart rasch zunahm, handelte man:

Dr. Franklin B. Royer […] issued a mandatory state-wide closure order effective at midnight for all places of public amusement, including theaters, poolrooms, dance halls, and salons. […] the Philadelphia Board of Health simultaneously ordered all private, parochial, and public schools closed, along with all churches and other places of worship.“

Philadelphia reagierte also ebenfalls auf die Todesfälle mit Schließungen.

Hatte das Lesch irgendwie vergessen zu erwähnen?

Quelle: https://www.influenzaarchive.org/cities/city-stlouis.html#

Anders in St. Louis, wie obige Quelle8 zeigt. Dort gab es außerhalb von St. Louis eine Kaserne, in der sehr rasch die Todesfälle anstiegen, weshalb man gewarnt war. Doch die wichtigste Maßnahme von allen war nicht die Schließung von Schulen, sondern:

„He warned residents to avoid fatigue, alcohol, and crowds, and to get plenty of fresh air and to avoid those who are ill.“9

Ein Arzt warnte noch bevor die spanische Grippe St. Louis erreichte. Zumindest kann man dies aus der Untersuchung von Hatchet. et al folgern.

Diese Untersuchung von 17 amerikanischen Städten hatte zum Ergebnis, dass frühzeitige Maßnahmen, die vor einer Pandemie getroffen werden, den höchste Effekt haben. Weiter ist zu lesen:

„Von den anderen berücksichtigten NPIs (Schließung von Tanzlokalen, andere Schließungen, Isolierung von Fällen, Verbot öffentlicher Bestattungen und Meldung von Influenza) zeigte keiner einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Umsetzungsstadium und den höchsten oder kumulierten Übersterblichkeitsraten“10

Die Geschichte ist also doch etwas komplizierter, als gedacht, oder? Die Schließungen allein brachten weniger Erfolge als erwartet.

Und noch ein Detail der Untersuchung verraten Lesch und „Die Anstalt“ nicht:

„Es gab eine statistisch signifikante inverse Korrelation der Höhe des ersten und zweiten Peaks (Spearman p= -0,53, P= 0,03), so dass Städte mit niedrigen Peaks während der ersten Welle einem höheren Risiko für eine große zweite Welle ausgesetzt waren.“11

Übersetzt heißt das: Je mehr Tote bei der ersten Welle, desto weniger bei der zweiten – und die fehlt in obiger Grafik. Man lies einfach ein komplettes Jahr weg.

Allerweltswissen als Wissenschaft

Und so nebenbei: Wenn wir alle Menschen einsperren, sterben weniger beim Autofahren, beim Treppensteigen, beim Fliegen und es stecken sich weniger mit gefährlichen Krankheiten an.

Natürlich könnte man einfach alle Menschen wegsperren. Alle in Isolationshaft stecken. dann könnte sich niemand mehr anstecken.

Wir könnten das Autofahren verbieten, dann hätten wir tausende Tode weniger jedes Jahr, noch viel mehr Tode gibts durch Treppen, die verbieten wir auch. Und wenns mal ein Zugunglück gibt, dann verbieten wir Züge.

Natürlich helfen solche Maßnahmen, Todeszahlen zu senken.

Doch wollen wir das?

Ist das sinnvoll?

Das Leben ist nun mal lebensgefährlich. Wer das nicht akzeptieren kann, sollte sich vom Leben verabschieden: Er kann offensichtlich nicht damit umgehen.

Die Situation Mitte 1918 in St. Louis und Philadelphia

Die Spanische „Grippe“ 1918

Zunächst einmal: Es gibt keine gesicherten Daten aus dieser Zeit. Man weiß nicht, welcher Virus es war.

Wahrscheinlich erschien der Virus zum ersten Mal in Nordamerika, wo genau, ist unbekannt. Vorn dort breitete er sich rasant aus. Der erste dokumentierte Fall ist ein Koch in Kansas, der zu dieser Zeit, März 1918, bei der US-Army kochte.

„In August 1918, a more virulent strain appeared simultaneously in Brest, France; in Freetown, Sierra Leone; and in the U.S.“ (Wikipedia)12

Viel weiß man über die so genannte „Spanische Grippe“ nicht.

Leider platzte sie mitten in den 1. Weltkrieg und die Schützengräben, wie auch in die Fabriken, wo das Kriegsgerät hergestellt wurde. Schutzmaßnahmen waren also weitestgehend unmöglich.

Leider weiß man sehr sehr wenig über die damalige Krankheit. Sie verhielt sich nicht wie eine Grippe, weshalb viele annehmen, dass in den besonders anfälligen Gruppen eine Vorerkrankung geherrscht haben muss, die diese hohen und seltsamen Todeszahlen erklären könnten. Aber es gibt keine Daten und leider kam 1918 niemand auf die Idee und ging der Sache nach.

Nun, 100 Jahre später, bleibt die spanische Grippe ein Rätsel. Wir wissen nicht, warum sie sich so schnell ausbreitete oder warum sie so viele Menschen tötete.

In China schien sie kaum eine Rolle zu spielen, worüber es viele Spekulationen gibt.

St. Louis

St. Louis dürfte um 1918 etwa 600.000 Einwohner gehabt haben. Es war eine typische Südstaatenstadt und noch dazu mit dem schlimmsten Rassenhass.

1917 kam es zur Ermordung mehrerer Menschen mit dunklerer Hautfarbe, einem regelrechten Massaker. Daraufhin versuchten viele die Stadt zu verlassen und zogen in den Norden, in noch größere Städte, wie Philadelphia. Interessanterweise lebten in St. Louis auch viele Deutsche und Iren, die mit dem Ausbruch des I. Weltkrieges die Ansicht vertraten, St. Louis solle neutral bleiben. St. Loius ist ja, so nebenbei, eine französische Stadt, ursprünglich.

In Anbetracht des immensen Rassismus ist es fragwürdig, ob bei einer offiziellen Anzahl an Verstorbenen, Menschen mit dunklerer Haut mitgezählt wurden. Aber dies nur mal so als Randbemerkung.

St. Louis hatte, wie auch Philadelphia, ein enormes Luftverschmutzungsproblem und versuchte seit 1890 dieses anzugehen. Die Hauptindustrien waren Whiskey-Brauereien, Papierhersteller, später kam noch die Schuh-Industrie dazu.

Wikipedia ist zu entnehmen, dass St. Louis viel in Schulen, Tennisplätze, etc. investierte. Es gab wohl – trotz Rassismus – in St. Louis eine der ersten Hochschulen für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Es ist eine Spekulation, aber Menschen, die viel Geld in Bildung investieren, investieren meist auch in Krankenhäuser und die Gesundheitsversorgung.

Philadelphia

Philadelphia dürfte um 1918 etwa 1,7 Millionen Einwohner gehabt haben. Es war eine der am schnellsten wachsenden Städte der USA und konkurrierte stets mit New York, was die Einwohnerzahl betrifft.

Da Philadelphia eine Nordstaaten Stadt war, wurden die Ansichten von Südstaatlern, vor allem die zur Rassendiskriminierung, nicht gerne gesehen. Dazu zog sie viele Menschen aus dem Süden an, die unter der dortigen Diskriminierung litten.

Da Philadelphia die größte Kleidungsindustrie des Landes hatte, zudem der Sitz des Eisenbahn- und Schiffsbaus (Stahlindustrie) war, wurde sie mit Beginn des I. Weltkrieges die vielleicht wichtigste Industriestadt der USA. Die Uniformen für die Armee, wie auch die Schiffe wurden dort hergestellt.

Ich habe keine Informationen darüber gefunden, aber ich denke, dass die Stadt auch an Überbevölkerung litt. Wenn viele ehemalige Sklaven und andere, die auf Arbeitssuche waren, in solch eine Stadt drängen, müsste es zur Bildung von Slums und einer Überbevölkerung kommen.

Philadelphia war 1918 die vielleicht korrupteste Stadt der USA. Die dortige Regierung war genauso kriminell, wie die Gangs, die die Stadt kontrollierten. Viele Einnahmen der Stadt flossen in die Hände von Gangstern und Politikern, was in Philadelphia das gleiche war.

„Along with an image of „dullness,“ Philadelphia was known for its political corruption. The Republican-controlled political machine, run by Israel Durham, permeated all parts of city government. One official estimated that US$5 million was wasted each year from graft in the city’s infrastructure programs.“ (Wikipedia)13

Die Einwohner Philadelphias und ihre Regierung hatten also nicht das beste Image, Gangster beherrschten die Stadt und raubten ihr die Einkünfte.

Ich nehme einmal an, dass dadurch wenig Geld in Schulen oder das Gesundheitssystem floss. Große Nähmaschinen und Stahlwerke benötigen nicht so viele gebildete Menschen, vielleicht hatten sie deswegen auch den Ruf der „dullness“.

Doch eines war besonders: Die Anzahl der öffentlichen Schwimmbäder:

„By the end of the century, the city provided nine municipal swimming pools, making it a leader in the nation.“ (Wikipedia)

Bei derart vielen Stahlarbeitern war es nötig, sich häufig zu waschen, vielleicht deshalb.

Die Stahlherstellung dürfte auch in Philadelphia nicht gerade für eine saubere Luft gesorgt haben, doch ist nichts darüber bekannt, dass sie versuchten etwas dagegen zu unternehmen. Wäre auch seltsam gewesen, bei dieser Gangster-Regierung, die nur in die eigene Tasche wirtschaftete.

Folgerungen

Hätte Philadelphia sich um ein besseres medizinisches System gekümmert, mehr Geld hineingesteckt und jedem eine günstige Krankenversicherung ermöglicht, wären weniger Menschen gestorben, vielleicht sogar weniger als in St. Louis.

Meine Vermutung: Es haben sich mehre Menschen in den Bädern angesteckt, als wo anders, einfach wegen mangelnder Hygiene und nicht wegen mangelnder Ausgangssperre.

Sicherlich, wenn wir alle einsperren und sie sich nicht begegnen ist es egal, wie dreckig sie sind – doch genau das, dieses Einsperren, diese Schulschließungen, beweisen dadurch nichts. Wären andere Maßnahmen, wie das Einhalten eine Hygiene, allgemeine kostenlose Krankenversicherung, etc. nicht vielleicht sogar wirkungsvoller und sinnvoller gewesen?

Eine einfache These.

Wenn Lesch und Co recht haben, dann wären ALLEIN die Interventionen verantwortlich für die Anzahl der Toten und nicht die Menge und Qualität der Krankenhäuser und dem dazugehörigen Personal, nicht der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung und auch nicht das Vorhandensein einer Krankenversicherung.

Ist das so?

Unsere aktuelle Situation wurde verursacht, durch „die schwarze Null“ und Lobbyisten wie der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, die für einen Abbau der Krankenhäuser und der Bettenzahl sorgte. Ein Denken, das immer weiter Stellen abbauen lies, weil dies – obwohl sehr rentabel – als unrentabel gerechnet wurden. Einfach um den Profit zu maximieren. es genügte nicht, dass etwas die Kosten deckte, nein, die Gewinne mussten maximiert werden.

Jeder Mensch, der diesem zustimmte und hinter dieser Politik stand, ist für die aktuelle Situation verantwortlich.

Nicht ein Virus.

Der ist bloß eine Erkältung.

Nochmals: „Die Anstalt checkt Fakten“

Max Uthoff und Claus von Wagner führen normalerweise einen Faktencheck durch. Doch zur Sendung vom 24.03. gibt es bis heute, 6.04., keine Faktencheck – wobei man Fakten VOR einer Sendung checken sollte und nicht danach. Ich hoffe, sie beachten das in Zukunft, so dass man nach dem Corona-Wahn, der wohl auch sie befallen hat, „Die Anstalt“ wieder schauen kann, ohne Deutschland-Propaganda zu befürchten.

Fußnoten

1„Spanish Flu“.

2Richard J. Hatchett, Carter E. Mecher, und Marc Lipsitch, „Public Health Interventions and Epidemic Intensity during the 1918 Influenza Pandemic“, Proceedings of the National Academy of Sciences 104, Nr. 18 (1. Mai 2007): 7582–87, https://doi.org/10.1073/pnas.0610941104.

3Original: „These findings support the hypothesis that rapid implementationof multiple NPIs can significantly reduce influenza transmission,but that viral spread will be renewed upon relaxation of suchmeasures“

4Original:“and it is possible that our source material did not capture the full range of interventions used or reflect the true timing of implementation of those it identifies.“

5Martin C. J. Bootsma und Neil M. Ferguson, „The Effect of Public Health Measures on the 1918 Influenza Pandemic in U.S. Cities“, Proceedings of the National Academy of Sciences 104, Nr. 18 (1. Mai 2007): 7588–93, https://doi.org/10.1073/pnas.0611071104.

6„Cities were divided evenly into those intervening early (black bars) vs. late or not at all (gray bars)“

7University Of Michigan, „Philadelphia, Pennsylvania and the 1918-1919 Influenza Epidemic | The American Influenza Epidemic of 1918: A Digital Encyclopedia“, zugegriffen 2. April 2020, https://www.influenzaarchive.org/cities/city-philadelphia.html#.

8University Of Michigan, „St. Louis, Missouri and the 1918-1919 Influenza Epidemic | The American Influenza Epidemic of 1918: A Digital Encyclopedia“, zugegriffen 2. April 2020, https://www.influenzaarchive.org/cities/city-stlouis.html#.

9University Of Michigan.

10Original: „Of the other NPIs considered (closure of dance halls, other closures, isolation of cases, bans on public funerals, and making influenza notifiable), none showed a statistically significant association between the stage of implementation and the peak or cumulative excess death rates „

11Original: „There was a statistically significant inverse correlation of the height of the first and second peaks (Spearman p=-0.53, P =0.03), so that cities that had low peaks during the first wave were at greater risk of a large second wave.

12„Spanish Flu“, in Wikipedia, 1. April 2020, https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Spanish_flu&oldid=948441997.

13„History of Philadelphia“, in Wikipedia, 16. März 2020, https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=History_of_Philadelphia&oldid=945878676.

Fakes

Die Bilder von Philadelphia und St. Louis sind im Original farbig und sehr scharf – und zeigen die Städte in der heutigen Zeit. Man kann Bildern leicht einen Touch von alt geben, wenn man ihnern einen Sepia-Ton verpasst, das Bildrauschen und die Unschärfe erhöht.

Bilder

Lesch und farbige Grafik: https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos

St. Louis, Philadelphia, Nachttopf mit Baby und Corona-Virus: pixabay

Die Anstalt: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-24-maerz-2020-100.html

Die Grafiken entstammen den jeweils erwähnten Untersuchungen.

Fluenza Encyclopedia: https://www.influenzaarchive.org/cities/city-stlouis.html#

Literaturangaben

Bootsma, Martin C. J., and Neil M. Ferguson. “The Effect of Public Health Measures on the 1918 Influenza Pandemic in U.S. Cities.” Proceedings of the National Academy of Sciences 104, no. 18 (May 1, 2007): 7588–93. https://doi.org/10/dcvh89.
Hatchett, Richard J., Carter E. Mecher, and Marc Lipsitch. “Public Health Interventions and Epidemic Intensity during the 1918 Influenza Pandemic.” Proceedings of the National Academy of Sciences 104, no. 18 (May 1, 2007): 7582–87. https://doi.org/10/c9d9bn.
University Of Michigan. “St. Louis, Missouri and the 1918-1919 Influenza Epidemic | The American Influenza Epidemic of 1918: A Digital Encyclopedia.” Accessed April 2, 2020. https://www.influenzaarchive.org/cities/city-stlouis.html#.
University Of Michigan. “Philadelphia, Pennsylvania and the 1918-1919 Influenza Epidemic | The American Influenza Epidemic of 1918: A Digital Encyclopedia.” Accessed April 2, 2020. https://www.influenzaarchive.org/cities/city-philadelphia.html#.
“Spanish Flu.” In Wikipedia, April 1, 2020. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Spanish_flu&oldid=948441997.
“History of Philadelphia.” In Wikipedia, March 16, 2020. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=History_of_Philadelphia&oldid=945878676.