Links ist links

Es wird eine Menge Arbeit werden, Rechte wieder „rechts“ zu nennen. Es wird vor allem auch schmerzhaft sein, diejenigen, die gegen Frieden, Freiheit und Menschenrechte eintreten, so zu bezeichnen, wenn sie selbst meinen, links zu sein. „Links“ ist aber keine „Selbstverortung“. „Links“ hat einen historischen Bezug. Diejenigen, die in der französischen Nationalversammlung sassen und für Freiheit, Frieden und Menschenrechte eingetreten sind, waren Linke.

Es wird auch deswegen schmerzhaft sein, da es den Mut erfordert, auch dort konsequent die Dinge beim Namen zu nennen, wo mit dem Begriff „links“ Schindluder getrieben worden ist und Menschen, von denen man geglaubt hat, sie seinen ja auch irgendwie „links“ und die zum eigenen sozialen Umfeld gehören oder gehört haben, deutlich zu sagen, dass sie nicht links sind.

Links zu sein ist kein Lifestyle.

Auch wenn eine Partei sich „DIE LINKE“ nennt, aber gegen Freiheit, Frieden und Menschenrechte eintritt, dann ist es eine rechte Partei. Wenn Menschen, die sich „Antifa“ nennen, gegen Frieden, Freiheit und Menschenrechte eintreten, dann sind es Rechte. Wenn in „linken Kulturzentren“ Menschen ausgeschlossen werden, die für Frieden, Freiheit und Menschenrechte eintreten, dann sind es rechte Kulturzentren.

Die Linke liegt (fast) am Boden. Der Rechtsdrift der letzten Jahre hat uns prä- oder real-faschistische Zustände auf dieser Welt beschert. Es ist aber schon immer so gewesen, dass in den bittersten Zeiten, die Stimme derer, die für Freiheit, Frieden und Menschenrechte gekämpft haben – in Verantwortung für die Welt, in der sie lebten – nicht verschwunden ist, sondern überlebt hat. Die Linke hat sich von den Rückschlägen immer wieder erholt. Das liegt daran, dass Werte wie Freiheit, Frieden und Menschenrechte keine verordneten Werte oder Regelwerke der Herrschenden sind, sondern jedem Menschen auf dieser Welt innewohnen und aufgeklärte Menschen nicht anders können, als diese Werte für die Menschheitsfamilie immer wieder zu verteidigen.

Freiheit! Frieden! Menschenrechte!

Gedanken zu „Relativierungen“ und „Vergleichen“.

Es ist in letzter Zeit ja häufiger zu hören, dass Menschen, die an den Nationalsozialismus erinnern und vor einem „nie wieder!“ warnen, der „Relativierung der Nazizeit“ bezichtig oder sogar deswegen verurteilt werden. Deswegen ist es umso wichtiger sich ein paar Fragen zu stellen.

Was ist eine Relativierung?

Nach Duden wird folgendes darunter verstanden:

„zu etwas anderem in Beziehung setzen und dadurch in seinem Wert o. Ä. einschränken“

Quelle: Duden

Eine Relativierung ist ein rhetorischer Kniff, um eine Sache als weniger schlimm, weniger bedeutungsvoll, weniger interessant und weniger wichtig darzustellen. Wenn jemand sich beispielsweise in einem Gespräch über Kinderarmut in Deutschland äussert, dass es auch woanders arme Kinder gebe, dann handelt es sich um eine Relativierung.

Eine Relativierung hat in der Regel eine Minderung des Wertes einer Aussage zum Ziel.

Jemand der daran erinnert, dass Merkmale des Nationalsozialismus auch 2020 noch nicht verschwunden sind und gewisse politische Praktiken mit der Nazizeit in Verbindung setzt, macht einen „Vergleich“. Ein Vergleich meint, etwas in Beziehung zueinander zu setzen.

Man kan sich sicher darüber streiten, ob die Praktiken und Logiken des Nationalsozialismus bereits komplett überwunden sind. Es gibt aber Menschen, die nicht diese Ansicht haben, sondern auch im Jahr 2020 noch politische Handlungsmuster erkennen, die einen geistigen Fortbestand des Nationalsozialismus darstellen. Dazu gehören vorallem autoritäre und totale Tendenzen, die besonders in den letzten Monaten sehr deutlich geworden sind aber immer wieder im politischen Alltag durchschimmerten. Wer weiss, dass Menschen mit geschlechtlichen Variationen bis 2010 zwangskastriert wurden und auch Zwangssterilisationen von Menschen mit Behinderung bis in die 90er-Jahre existierten und seine Augen nicht ganz verschlossen hat, wird auch heute, Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende der NS-Herrschaft, immer noch Nachwehen dieser Zeit registrieren. In den letzten Monaten seit der Corona-Notstandsgesetzgebung möglicherweise deutlicher als zuvor.

Wenn Menschen der „Relativierung der Nazizeit“ bezichtigt werden, die sich angesichts der immer noch aktuell vorhandenen Denkmuster des Nationalsozialismus um den Zustand unserer Gesellschaft sorgen, dann sollten wir uns darüber Gedanken machen, woher der Vorwurf stammt und wer hier die Realtivierung begeht.

Nocheinmal zur Erinnerung: Realtivieren meint, sich eines rhetorischen Stilmittels zu bedienen, eine Sache durch einen relativierenden Vergleich abzuwerten.

Auf einen Menschen, der auch heute noch nationalsozialistische Denkmuster in unserer Gesellschaft entdeckt und auf diese Denkmuster hinweist, wird der Vorwurf der Abwertung kaum zutreffen. Eine Relativierung der NS-Zeit wäre es, wenn jemand äussern würde, die NS-Zeit sei ja nicht so schlimm gewesen, es habe ja auch andere Diktaturen gegeben, in denen Menschen ums Leben gekommen seien. Das Ziel einer solchen Argumentation wäre, die NS-Zeit zu entdramatisieren und die Gewalt faschistischer Weltanschauungen zu verharmlosen.

Menschen aber, die sich angesichts des Totalitarismus und Autoritarismus in Corona-Zeiten an die NS-Zeit erinnert sehen, eine solche Abwertung zu unterstellen, ist fern jeder Logik.

Es scheint wichtig zu sein, sich mit dieser fehlenden Logik näher auseinanderzusetzen und Fragen zu stellen. Was soll mit einem solchen Relativierungsvorwurf bezweckt werden? Soll das heissen, der Nationalsozialismus sei auf 12 Jahre beschränkt gewesen – quasi der Gaulandsche Fliegenschiss der Geschichte – und es sei jeder zu bestrafen, der auch heute noch Handlungsmuster erkennt, die in der geistigen Tradition dieser Zeit stehen? Meint ein „nie wieder“ nicht, sich immer wieder auch in der Gegenwart über totalitäre Prinzipen klar zu werden um das „wieder“ zu verhindern?

Mir scheint es, als ob die Quelle der Relativierung an anderer Stelle zu finden ist: Dort, wo der Vorwurf formuliert wird. Wer in der Gegenwart totalitäre politische Handlungsmuster nicht erkennt – möglicherweise auch, weil er davon profitiert und diese eigentlich dufte findet – der reduziert die NS-Zeit auf ein singuläres Ereignis, welches, wenn nicht 1945, spätestens mit den Tod der letzten NS-Täter überwunden ist. Es heisst ja immer, dass Menschen aus der Geschichte lernen sollten.

Wer die Existenz von Totalitarismus, Autoritarismus und Faschismus aber ins Reich der Vergangenheit verlagert und diese nur dort für möglich hält, der hat offensichtlich seine Schwierigkeiten, die Bedeutung der Geschichte für die Gegenwart zu begreifen.

Nie wieder!

Die Diktatur der Gutmensch*innen.

Gutmensch*innen, das zeigt uns aktuell der Umgang mit einem Virus namens Corona, behaupten, dass sie immer nur das Gute wollen. Nur: Ist wirklich gut, was sie tun? Oder geht es um den Schein des Guten? 2020 ist das Jahr, in welchem die Brutalität und Gewalttätigkeit derer, die sich zu den Superguten zählen, offen zeigt. Die Entwicklung bis zu diesem Punkt begann aber bereits Jahre vorher.

Beispiele:

Transsexualität. Gutmensch*innen können „trans*“ anerkennen, Transsexualität aber nicht. „trans*“ passt zum biologistischen Weltbild, Geschlecht an Körpermerkmalen festzumachen. Eine abweichende Identität zu denken, ändert das Weltbild derer, die Geschlecht anhand von Körpern zuordnen wollen, nicht. Die Gesellschaft der Zuweisungen soll aber aufrecht erhalten werden.

Quoten. Gutmensch*innen führen so etwas wie Frauenquoten ein. Anstatt sich darum zu kümmen, die gesellschaftliche Situation so zu verändern, dass alle Geschlechter Chancengerechtigkeit erhalten, sind sie am Schein der Gleichberechtigung interessiert. Die Realität zu ändern, interessiert sie nicht. Gäbe es tatsächliche Gleichberechtigung, wäre die Konkurrenz grösser.

Rassismus. Gutmensch*innen liegt es viel daran, immer wieder zu betonen, wie bestimmte Menschengruppen diskriminiert werden. Nicht etwa, um die Diskriminierungen abzubauen, sondern um Diskriminierte zu haben, um die man sich kümmern kann. Das praktische dabei: Sind die anderen Menschengruppen erst einmal als „die Anderen“ definiert, ist man es selbst ja nicht. Einen echten Abbau von Diskriminierungen wollen sie daher nicht.

Politik. Gut*menschinnen halten sich für „links“. Und weil sie sich für links halten, projizieren sie ihren Hass auf „Rechte“. Was „links“ bedeutet, interessiert sie dabei nicht. Es geht um das Etikett. Um Inhalte geht es nicht. Es geht um Slogans, Parolen und um Zugehörigkeit zur Identität „Linke“. Die Gesellschaft gleichberechtigter zu machen, wollen sie nicht. Gleichberechtigung stört ihre Macht.

Gesellschaft. Gutmenschinnen meinen, dass am Übel der Welt, alle anderen Schuld haben. Sie selbst nie. Und damit das so bleibt, führen sie Regeln ein, die Menschen im Dauerschuldzustand halten. Das Motto dabei lautet „Ihr seid die Bösen, ich bin gut“. Sollten dazu Diktaturen nötig sein, nehmen Gutmenschinnen das in Kauf.

Der aktuelle Umgang mit Corona zeigt, wie weit Gutmensch*innen zu gehen bereit sind. Sie nehmen in Kauf, dass Grundrechte ausgesetzt werden, dass Menschenrechte verletzt werden. Sie nehmen in Kauf, dass Gewalt gegen Sachen und Menschen angewandt werden. Solange von der Gewalt die „Anderen“ betroffen sind, gehört das dazu. Sie diffamieren, sie hetzen, sie werten ab.

Sie lügen. Sie tun böses.

Und das alles nur dafür, damit sie sich selbst in den Schein des Guten hüllen können.