Sprache des Nationalsozialismus

Sprache verrät, wie Menschen denken. Auffällig ist dabei, wer die Sprache des Nationalsozialismus verwendet.

„Absonderung“

Im Nationalsozialismus verstand man unter „Absonderung“ die Entfernung von Menschen aus der Volksgemeinschaft. Eine „Sonderbehandlung“ war eine Tarnbezeichnung für die Ermordung von Menschen.

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Oliver Scheel, WDR, am 15. Juli 2020:

„Neben dem Hinweis auf die 14-tägige Quarantäne („Absonderung“ im Behördendeutsch) findet sich dort die Aufforderung, sich „unverzüglich“ an die zuständige Behörde zu wenden und auf die Einreise hinzuweisen.“

„Asozial“

„Die Fremdbezeichnung ‚Asoziale‘ (Kompositum aus α privativum und lat. socius ‚gemeinsam, verbunden, verbündet‘, s. a. Asozialität) im NS-Sprachgebrauch disqualifiziert Individuen oder soziale Gruppen – in der Regel aus den Unterschichten – als unfähig oder unwillig zur geforderten Einordnung in eine imaginär als ‚Kollektiv‘ konstruierte soziale Gemeinschaft. In der Zeit des Nationalsozialismus war der Begriff ‚Asoziale‘ eine übliche Sammelbezeichnung für als ‚minderwertig‘ bezeichnete Menschen aus den sozialen Unterschichten (‚Ballastexistenzen‘), die nach NS-Auffassung sozialen Randgruppen zugehörten oder schwere Leistungs- und Anpassungsdefizite aufzuweisen hätten“
(Wikipedia)

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Fritz Kuhn, Oberbürgermeister von Stuttgart am 01.04.2020:

„Manch einer findet es vielleicht witzig, die Corona-Verordnung zu umgehen oder heimlich auszutricksen, aber das ist asozial und unanständig all denjenigen gegenüber, die sich an die Verbote zum Schutz der Gemeinschaft halten.“

Sebastian Leber, Reporter des Tagesspiegels am 26.06.2020 (mittlerweile geändert in „antisozial“:

„Maskenverweigerer, Ihr seid asozial“

Christoph Seidler, Spiegel-Redakteur am 06.07.2020:

„Dabei ist die Sache ganz einfach: Wer beim Einkaufen oder in der Bahn keine Maske trägt, handelt asozial.“

„Heimatfront“

„Verbreitung fand der Begriff in Deutschland aber vor allem während des Zweiten Weltkriegs. Hier war die deutsche Zivilbevölkerung durch militärische Produktion und Logistik stark beansprucht und wurde über Luftangriffe in Kampfhandlungen einbezogen, lange bevor die eigentliche Front ihre Wohngebiete erreichte. Der Begriff wurde in dieser Zeit propagandistisch genutzt, um dem deutschen Volk zu suggerieren, dass die Kooperation auch von Zivilisten für den Kriegserfolg entscheidend wäre, und um die Anstrengungen der Bevölkerung als militärisch bedeutsam darzustellen.“
(Wikipedia)

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Matthias Schiermeyer, Politikredakteur, Stuttgarter Zeitung am 17.03.2020:

„Die Truppe wird jetzt an der Heimatfront gebraucht“

Kai Küstner, NDR am 23.12.2020:

„Noch nie zuvor in ihrer Geschichte war die Bundeswehr an der sogenannten ‚Heimatfront‘ so eingebunden wie in diesem Corona-Jahr: Insgesamt hat sie 20.000 Soldatinnen und Soldaten mobilisiert, um zivilen Stellen bei der Bekämpfung der Pandemie beizuspringen.“

„Querulant“

„In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Personen, die vor Behörden oder Gerichten von der NS-Ideologie abweichende Ziele erstreiten wollten, ebenfalls als „Quengler“ oder Querulanten bezeichnet und daraufhin in Schutzhaft genommen, später auch in Arbeitslager und Konzentrationslager verbracht.“
(Jew-Wiki)

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Südwestpresse Ulm, 3.10.2021

Querulanten, Querdenker, Randalierer: Was mit Quarantäne-Verweigerern geschieht

„Schmarotzer“

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Hamburger Abendblatt, 13.04.2020:

„Auch Betrüger und Schmarotzer wollen Coronahilfen“

„Sonderbehandlung“

„Sonderbehandlung“ (S.B.) war in der NS-Sprache eine Tarnbezeichnung für die Ermordung von Menschen.
(Wikipedia)

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tz München am 12.05.2020:

„Keine ärztliche Hilfe nach Infektion? Superstar für ‚Sonderbehandlung‘ der Corona-Demonstranten.“

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vienna.at am 05.08.2021:

„Juristen: Sonderbehandlung für Ungeimpfte wäre möglich“

„Volksschädling“

„Kein Impfgegner wird wie ein Staatsfeind behandelt. Er darf nur, hoffentlich bald, nicht mehr unter die Leute gehen, weil er ein gefährlicher Sozialschädling ist.“

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Rainer Stinner, FDP, auf Twitter am 06.08.2021

„Zersetzung“

Zersetzung der Wehrkraft (oder Wehrkraftzersetzung) war die Bezeichnung für einen grundsätzlich mit Todesstrafe bedrohten Straftatbestand im nationalsozialistischen Deutschland, der 1938 in der Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) neu gefasst und kurz vor Kriegsbeginn am 26. August 1939 im Reichsgesetzblatt veröffentlicht wurde. Zu den aufgeführten Tatbeständen gehörten Kriegsdienstverweigerung, defätistische Äußerungen und Selbstverstümmelung.

[…]

Die weitgefassten Formulierungen im Gesetz, eine extensive Auslegung des Begriffs der ‚Öffentlichkeit‘ und die Ausrichtung am ‚gesunden Volksempfinden‘ ermöglichten zahlreiche Urteile mit drakonischen Strafen, die für viele Deutsche zum ‚Inbegriff des Terrors‘ wurden.
(Wikipedia)

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Wolfram Eilenberger, Deutschlandfunk Kultur, am 13.12.2020

Verschwörungserzählungen sind gefährlich und zersetzend.“